Weniger Interesse zeigten die Kirchenbesucher am Sonntagvormittag, nur wenige blieben über Mittag bei Hackbraten, Grillwurst, Bier oder Cocktails. Das TGS-Blasorchester spielte auf, danach übernahm die Karl-Mayer-Big-Band. Viel gute Stimmung bei idealen Wetterbedingungen verbreitete Reiner Vogl mit einem Schlagernachmittag. Auf der abgesperrten Gumbertseestraße lockten Schausteller mit Schiffsschaukel und Kinderkarussell, Süßwaren und Knobi-Brot.
„Es geht um Räume”, begann Pfarrer Christoph Schneider seine Predigt vor der Kerb-Gesellschaft. „Räume, in denen sich Menschen begegnen, Räume der Stille wie das Gotteshaus und Räume für Vereine, in denen sich Mitglieder wohlfühlen, Zusammenhalt und Zugehörigkeit finden”, zählte er auf. „Vereine leben vom Engagement, brauchen Säulen – wie das Christentum.” Es fordere, ja zu sagen zum Leben mit allen Licht- und Schattenseiten.
Zu letzteren gehörte die 23. Stunde der Regentschaft des Kerbborschen, erfuhr die Gemeinde erstmals von einer Frau. Andrea Deck vom Blasorchester schwenkte die getränkte Klobürste ins Publikum und verlas als erste Kerb-Mama die „Abschiedsworte” des „nach kurzer aber heftiger Krankheit von uns Gegangenen”. Frauen gelangen in Führungspositionen – „weil sie viel billiger sind”, hieß es. Und „Habemus potentis, auf hessich, die Brigg‘ is‘ feddisch!”. Nach gefühlten Jahrzehnten stehe das „Meisterwerk neuzeitlicher Baukunst, der Prachtbau, errichtet, um die moderne Hochkultur zu preisen“. Oder eine „stinknormale Brücke”, die Hausen und Lämmerspiel verbindet – wo Autofahrer „in der nächster Baustelle stehen“...
Gute Erinnerungen verband der Borsch mit dem Weinfest, wenig sinnvoll erachtete er dagegen einen Rückbau der B 448 an der Gathof-Kreuzung, was die Staus noch verlängern würde. „Geplant und geplant und geplant” werde in Sachen gemeinsames Rathaus. Jetzt soll‘s also ein „Multi-Kulti-Tempel” sein, „Spaß, Kultur und Verwaltung unter einem Dach, Comedy und Parlament „an einem Termin und für einen Preis, die Elf Babbscher übernehmen den Stadtrat”. Auch über ein einziges Feuerwehrhaus grübelte der Kerbborsch.
„Der Ort lebt von Einwohnern und von Engagement der Ehrenamtlichen”, verlas die Kerb-Mama. „Unsere Aufgabe ist es, die Stadt lebendig zu halten, also, für Vereine, Musik, Kultur und Tradition das aufstehen und das Sofa verlassen!“ Und: „Egal, wo die Kerb stattfindet, Hauptsache, sie findet statt! Das waren die letzte Worte unseres Kerbborschen.”